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Channel: Kommentare zu: Zeitsprung: Bad Sachsa
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Von: Graf

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Nun doch.Ich habe mich lange mit den Gedanken herum getragen ob ich mich zu diesem Thema “Kur in Bad Sachsa” äußern soll oder nicht.Nachdem ich dieses Forum schon längere Zeit beobachte und die Schilderungen sich mehren,bin ich nun auch zu dem Entschluß gekommen meine Erlebnisse in dieser Sache zu berichten.Ich war von anfang November bis zum 21.12.1967 6 Wochen dort zur Kur. An das Datum erinnere ich mich deshalb ganz genau,weil am 22.12.67 meine Schwester geboren wurde,ich selbst war zu dem Zeitpunkt 8 Jahre alt.Ob die Leiter des Heimes jetzt Kern hießen,weis ich nicht mehr so genau,woran ich mich aber erinnern kann,ist das es sich um einen großen lauten Kahlköpfigen Menschen gehandelt hat der die Bezeichnung UNMENSCH absolut verdient.Vieleicht gibt es ja auch jemand der sich,wenn er das liest erinnert.Am Tag der anreise beim ersten Abendessen wollte ein Junge damals vielleicht 5-6 Jahre alt und mit Brille sein Essen nicht aufessen,er mußte ständig laut sagen,dass er eine riesen große Maggiflasche ist,dieses wurde ihm von dem UNMENSCHEN diktiert,eine für alle die mit uns am Tisch saßen groteske Situation die man mit vorsichtigen Lächeln quitierte;wie sollte man sich auch verhalten?Wem das Essen nicht schmeckte und protestierte,bekam von den Betreuerinnen mit dem Esslöffel eine Kopfnuß,nicht aufessen gab es nicht.Gab es Brei oder Milchsuppe,wurde sich ein Spaß seitens der Betreuerinnen gemacht uns die abendlichen Pillen in den Teller zu werfen oder von oben hinein fallen zu lassen,welcher Art und wofür diese waren kann ich nicht sagen,diese Handlung sollte wahrscheinlich verhindern,das man die Pillen nicht irgendwo entsorgen konnte.Ein weiterer Vorfall hat sich zum Nikolaustag ereignet,wahrscheinlich aus Übermut oder Dummheit,vieleicht war es ja auch eine Mutprobe,sind ein paar von den älteren Jungs auf die Idee gekommen die Stiefel von den Betreuerinnnen die auf dem Flur standen zu plündern;die Kosequenz war das sie umquatiert wurden.Sie mußten aus ihren Zimmern in ein anderes Haus welches sich im Garten befand umziehen.Ob dort geheitzt wurde;ich denke nicht und außer ein paar Bettgestellen mit aufgerollten Matratzen gab es dort nichts.Die Erfahrung was eine Gardinenpredigt ist durfte ich dann mit einem Jungen er hieß Marcus gemeinsam machen.Auf grund einer rangelei wurde von den Betreuerinnen beschlossen,das wir uns im Schlafanzug bei ihnen über die Knie zu legen hatten,uns wurden die Hosen stramm gezogen und der rest der Jungen durfte uns dann möglichts kraftvoll verdreschen,jeweils nur einen Schlag und immer der reihe nach,aber das so oft bis wir anfingen zu weinen,erst dann war man erlöst.Zu einer Krankenbehandlung kam es ,nachdem wir auf unsere Unterarme mit Kugelschreiber etwas aufgemalt hatten,dieses wurde von dem UNMENSCHEN mit einem Radiergummig ganz genüßlich entfernt.Ich sehe noch heute diesen Gesichtsausdruck vor mir und seine Erleuterungen zu diesem Thema höre ich auch noch;unglaublich!Die Behandlung anschließend mit Lebertransalbe hat dann seine Frau erledigt,nicht ohne uns ständig zu sagen,das wir zu Hause,sollte man uns nach der Verletzung fragen,wir uns beim Küchendienst am heißen Topf verbrannt hätten.Das Thema Toiletten und kalt Duschen ist an anderer Stelle schon hinreichend beschrieben worden,ich habe das genauso erlebt und noch vieles mehr,was ich nicht weiter beschreiben möchte.Bildmaterial habe ich leider nicht,da uns die Aufnahmen die man sich zum Andenken aussuchen durfte nie zugeschickt wurden;bezahlen mußte man sie aber. Einschüchterungen,Drohungen und Misshandlungen gehörten zum Tagesablauf und waren nach 6 Wochen nur durch Verdrängung und Ignoranz zu ertragen,wobei ich nicht weiß ob das so richtig formuliert ist.Ich denke,ich und andere Kinder wahrscheinlich auch haben sich der Situation so gut wie es geht mit all den Sorgen und Nöten (Ängsten) angepasst;was sollte oder konnte man auch tun.Ich bereue heute nur,dass ich nicht den Mut gehabt habe dort wegzulaufen,aber mit 8 Jahren und mitten im Winter wie sollte das gehen.Zu leiden habe ich auch heute noch,dazu kommt eine Wut darüber,das nie etwas dagegen unternommen wurde,ich bin mir sicher das man auch von höhren Stellen gewust hat was da für ein UNMENSCH zu gange war.Der Gedanke das 22 Jahre nach Kriegsende ein Mann mit passender Gesinnung die Leitung eines Kinderheimes hatte drängt sich förmlich auf,hauptsache es bleibt alles schön ruhig.


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