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Channel: Kommentare zu: Zeitsprung: Bad Sachsa
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Von: ute

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Hallo, liebe Blogger,
Gestern Abend lief im TV eine Sendung über die “Kinder des 20.Juli”. Einige von ihnen wurden in ein Kinderheim in Bad Sachsa gesteckt und die Erinnerungen waren angesichts der Umstände natürlich nicht gerade positiv. Mir kamen dabei meine eigenen Erinnerungen an die Zeit in Bad Sachsa wieder hoch und ich frage mich, ob es wohl das gleiche Heim war. Anscheinend gab es ja verschiedene. Jedenfalls war das der Anlass, mal im Netz nachzugucken. Dabei habe ich diesen Blog entdeckt. Das Thema beschäftigt euch nun schon recht lang und es gibt ungebrochen Bedarf, sich darüber auszutauschen! Das zeigt, wie tief die seelischen Wunden sind und dass die Misshandlungen kein Einzelfall waren, sondern System hatten. Ich war dort mit vier Jahren, ebenfalls wie viele von euch zum Aufpäppeln, das muss so 1969 gewesen sein. Ich habe keine Erinnerungen an das Aussehen des Hauses, die Umgebung oder Namen von Betreuerinnen, aber ich kann mich sehr genau an eine Situation erinnern. Wir lagen abends in unserem Schlafsaal in den Betten und ich konnte nicht schlafen, weil ich Angst und Heimweh hatte. Ein Mädchen, dass mir gegenüber lag, weinte bitterlich und versuchte mühsam, die Geräusche zu unterdrücken. Ich fragte sie leise, ob sie einTaschentuch möchte, stand auf und brachte es ihr. Die “Wächterin”, die auf dem Flur auf und ab ging und aufpasste, dass niemand redete, erwischte mich dabei. Zur Strafe wurde ich in den Wasch- oder Duschraum gebracht, musste mich dort in eine Ecke stellen, das Licht wurde aus- und die Tür zugemacht. Ich weiß nicht, wie lange ich dort im Dunkeln stand, aber dieses tiefe Gefühl der angstvollen Einsamkeit wie “Milazehn” es in ihrem Beitrag im April 2013 beschreibt, ist bis heute präsent. An den großen Speisesaal, Essen aus großen, fassartigen Behältern, das häufig irgendeine “Pampe” war, an das kasernenartige Anstellen in einer Reihe, um sich das Essen abzuholen, der kasernenartige, einschüchternde und herzlose Umgangston, das Wiederessen von Erbrochenem und das Aufessen der Mahlzeiten um jeden Preis, egal wie lange es dauert, kann ich mich auch noch erinnern. Welche Demütigungen! Gott sei Dank – muss ich sagen – wurde ich dort krank und meine Eltern mussten mich vorzeitig wieder abholen, was sie jedoch nicht davon abhielt, mich einige Jahre später wieder in ein Kindererholungsheim zu schicken, in dem es auch nicht viel besser zuging.


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